Was heißt feministische Führungskultur für die Zivilgesellschaft?
Feministische Führungskultur wird in der Zivilgesellschaft bereits von einigen Organisationen aktiv praktiziert. Vor allem Non-Governmental Organizations (NGOs) und zivilgesellschaftliche Organisationen in Ländern wie den USA, Großbritannien, Indien, Ghana oder Kenia haben feministische Führungsprinzipien in ihre Organisationsstrukturen integriert.
Die folgenden Beispiele verdeutlichen, dass feministische Führung nicht nur in Organisationen, die sich explizit für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen, eine Rolle spielt. Einige zivilgesellschaftliche Organisationen versuchen zu zeigen, dass eine gerechte interne Machtverteilung zur Erreichung ihrer externen Ziele beiträgt.
Dazu zählen unter anderem:
ActionAid
ActionAid bekämpft weltweit Armut und Ungerechtigkeit und hat zehn Prinzipien für eine feministische Organisationskultur entwickelt. Diese beinhalten u. a. Selbstreflexion von Führungskräften, transparente Machtverteilung und Zero-Tolerance-Richtlinien gegenüber Machtmissbrauch.
Restless Development
Restless Development ist eine Jugendbildungsorganisation. Ihre Co-Direktor*innen betonen, dass feministische Führung bedeutet, Macht sowohl innerhalb als auch außerhalb der Organisation gerecht zu verteilen und die internen Handlungspraxen mit den Zielen der Organisation zu verbinden.
Oxfam
Oxfam setzt sich bereits seit rund zehn Jahren mit feministischer Führung auseinander. Nach Berichten über Macht- und sexuellen Missbrauch (#aidtoo) erkannte die Organisation die Notwendigkeit, interne Strukturen und Prozesse zu verändern. In diesem Sinne hat sie feministische Prinzipien entwickelt, an denen sie ihr Handeln ausrichtet.
10 Prinzipien feministischer Führungskultur:
1. Selbstbewusstsein:
Bewusstsein über die eigenen Gedanken, Handlungen und deren Auswirkungen auf andere.
2. Selbstfürsorge und Fürsorge für andere:
Die Verantwortung, sich selbst zu pflegen und gleichzeitig auf das Wohlergehen anderer zu achten.
3. Nulltoleranz:
Eine Haltung der Nulltoleranz gegenüber Diskriminierung, Gewalt und Ungerechtigkeit.
4. Mut:
Mut, notwendige, aber oft schwierige Entscheidungen zu treffen und für Gerechtigkeit einzutreten.
5. Respektvolles Feedback:
Die Praxis, respektvoll und konstruktiv Feedback zu geben und zu empfangen.
6. Verantwortungsvolle Zusammenarbeit:
Zusammenarbeit, bei der alle Beteiligten Verantwortung übernehmen und Rechenschaft ablegen.
7. Abbau von Vorurteilen:
Der aktive Versuch, Vorurteile zu erkennen und zu beseitigen, um gerechtere Strukturen zu schaffen.
8. Inklusion:
Die Förderung einer Umgebung, in der alle Stimmen gehört werden und jede*r sich einbringen kann.
9. Macht teilen:
Der bewusste Prozess, Macht zu teilen und mehr Menschen an Entscheidungsprozessen teilzuhaben.
10. Verantwortungsbewusster und transparenter Einsatz von Macht:
Macht wird verantwortungsvoll eingesetzt, und ihre Nutzung ist transparent, um Missbrauch zu vermeiden.
Quelle: ActionAid (2021): ActionAid’s Ten Principles of Feminist Leadership: https://actionaid.org/feminist-leadership, [Abruf: 12.06.2025], eigene Darstellung
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Wissens-Check machenQuellen
ActionAid (o. J.): Action Aid’s Ten Principles of Feminist Leadership. https://actionaid.org/feminist-leadership (Abruf: 04.04.2025).
Muhwezi, Kate/Kent, Alex (2023): What does Feminist Leadership mean to us, and why is it so important?. https://wearerestless.org/2023/03/09/what-does-feminist-leadership-mean-to-us-and-why-is-it-so-important/ (Abruf: 04.04.2025).
Gaviser Leslie, Sara/Barbara Durr (2022): From Crisis Management to Feminist Leadership at Oxfam America. Keough School of Global Affairs, University of Notre Dame.