BStation 1 • Grundlagen

Was sagt die Theorie?

Die Diskussion über feministische Führungskultur umfasst zahlreiche Definitionen und Ansätze, die jeweils unterschiedliche Perspektiven beleuchten. Sie reichen von theoretischen Debatten bis zu praktischen Umsetzungsvorschlägen und betonen Aspekte wie Machtkritik, soziale Gerechtigkeit und Partizipation. Einige stellen wir hier vor.

Zentrale Ansätze und Definitionen

Srilatha Batliwala

Srilatha Batliwala beschreibt feministische Führungskultur

als einen Prozess sozialer Gerechtigkeit und Transformation. Sie sagt, es gehe darum, Macht und Ressourcen zu teilen, soziale Ungleichheiten abzubauen und marginalisierte Perspektiven zu stärken. Dieser Ansatz betreffe nicht nur die individuelle Ebene, sondern solle auch strukturelle und organisatorische Veränderungen anstoßen.

Srividya Ramasubramanian

Srividya Ramasubramanian definiert feministische Führungskultur

als eine inklusive Führungsethik, die von allen Geschlechtern praktiziert werden könne und Zweigeschlechtlichkeit überwinde. Sie hebt die Bedeutung von Intersektionalität und partizipativen Prozessen hervor und sagt, dass feministische Führung darauf abziele, traditionelle Hierarchien zu hinterfragen.

Michel Friedman und Nosipho Twala

Michel Friedman und Nosipho Twala
konzentrieren sich auf feministische 

transformative Führung, die bestehende Strukturen aufbrechen und Raum für neue Modelle schaffen solle. Sie betonen, dass die Entwicklung einer gemeinsamen Vision entscheidend sei und eine „Kultur der Fürsorge“ etabliert werden müsse, um nachhaltige Veränderungen zu ermöglichen.

Aruna Rao und David Kelleher

Aruna Rao und David Kelleher 
betrachten Führung als ein Werkzeug

für soziale Transformation. Sie sagen, es sei notwendig, traditionelle Normen und Machtstrukturen kritisch zu hinterfragen und Macht bewusst zu dezentralisieren, um marginalisierten Perspektiven mehr Raum zu geben.

Lori DiPrete Brown und Olivia Dahlquist

Lori DiPrete Brown und Olivia
 Dahlquist verstehen feministische Führungskultur

als einen kontinuierlichen Prozess, der die Handlungsmacht von Individuen in den Mittelpunkt stelle. Sie betonen, dass feministische Führung die Bedeutung von Emotionen neu denken, das Verlernen von zweigeschlechtlichem Denken fördern und Intersektionalität sowie Diskriminierung von Menschen mit Behinderung konsequent mit einbeziehen solle.

Allen Ansätzen gemeinsam ist der Fokus auf Machtkritik und die Transformation von Strukturen. Feministische Führungskultur will nicht nur mehr Frauen in Führungspositionen bringen, sondern die zugrunde liegenden hierarchischen Strukturen in Organisationen grundlegend verändern. Führung wird dabei als kollektiver Prozess verstanden, der auf Kooperation und Partizipation setzt.

Die Pfeile der folgenden Abbildung verdeutlichen, wie eng verzahnt die Elemente feministischer Führungskultur miteinander sind. Ein bestimmtes Verständnis von Macht hat bspw. unmittelbare Auswirkungen auf die Werte einer Organisation.

Handlungsleitende Prinzipien zu Feministischer Führungskultur

Batliwala, Srilatha (2020a): Feminist Leadership for Social Transformation: Clearing the Conceptual Cloud: https://creaworld.org/wp-content/uploads/2020/11/feminist-leadership-clearing-conceptual-cloud-srilatha-batliwala.pdf, [Abruf: 12.06.2025], eigene Darstellung

Neugierig, wie viel Sie schon gelernt haben?
Wissens-Check machen

Quellen

  • Batliwala, Srilatha (2022): Transformative Feminist Leadership. What It Is and Why It Matters. THINK PIECE SERIES 2022: The Power of Leadership.

  • Ramasubramanian, Srividya (2020): Feminism and Inclusive Leadership. Bridging Tradition and Modernity from an Indic Perspective. In: Bodhananda, Swami/Agerwala, Tilak/Menon, Sangeetha (Hg.): Inclusive Leadership. Perspectivesfrom Tradition and Modernity. New York: Routledge, S. 128–146.

  • DiPrete Brown, Lori/Dahlquist, Olivia (2019): Feminist Leadership and the 4W Initiative: Reflections and Implications for Transformative Praxis in Higher Education.  In: Alonso, Araceli/Langle de Paz, Teresa (Hg.): La hora del liderazgo feminista. Paris & Buenos Aires: Global Network of UNESCO Chairs on Gender, S. 238–247.

Testen Sie Ihr Wissen!

BStation 1 • Grundlagen
Multiple-Choice-FrageWelche*r der folgenden Theoretiker*innen sieht feministische Führungkultur als Prozess der sozialen Gerechtigkeit und Transformation?
  • Srilatha Batliwala
  • Sara Ahmed
  • Michel Foucault
WissensfrageWelche Gemeinsamkeiten haben die theoretischen Erklärungsansätze feministischer Führung?
Download Workbook (PDF)PDF | 235 KB