BStation 4 • Feministische Organisationskultur

Wie kann feministische Führungskultur in der Privatwirtschaft aussehen?

Unternehmen handeln meist aus einer wirtschaftlichen Logik 
heraus, die Produktivität und Leistung schätzt. Das schließt feministische Führung nicht aus, erfordert aber einen anderen Ansatz. Sowohl gemeinwohl- als auch profitorientierte Firmen können das Konzept feministische Führungskultur übernehmen.

Drei Aspekte werden oft als Gründe für Werteorientierung und Feminismus in Unternehmen angeführt:

1. Diversität als Innovationstreiber

In der Profitlogik gelten Gleichstellung und diverse Teams als Innovationstreiber und profitsteigernd. Gemeinsame Werte wie Feminismus stärken die Unternehmenskultur und beeinflussen Arbeitsqualität und Produktivität positiv.

2. Reaktion auf demografischen Wandel und Fachkräftemangel

Innovative DEI-Ansätze (Diversity, Equity, Inclusion) entstanden aus der Notwendigkeit, sich an veränderte Arbeitsmarkt­bedingungen anzupassen. Diversity-Strategien und Führungsmodelle dienen als Mittel gegen Fachkräftemangel.

3. Einhaltung rechtlicher Vorgaben (Compliance)

Unternehmen müssen politische Maßnahmen und Gesetze umsetzen. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das Entgelttransparenzgesetz und das Betriebsverfassungsgesetz verpflichten sie, Diskriminierungen zu vermeiden und Geschlechter­gleichstellung zu sichern. Ein vorgeschlagenes Gleichstellungsgesetz könnte feste Rahmenbedingungen für eine feministische Führungskultur schaffen.

Forschung, die sich aus feministischer Perspektive mit Unternehmertum auseinandersetzt, adressiert besonders zwei Bereiche: (i) das Empowerment von Frauen, besonders in männlich dominierten Kulturen, und (ii) die Kritik an der Profitlogik.

(i) Empowerment von Frauen

Feministische Social Start-Ups
 propagieren alternative Arbeitsweisen. Sie schaffen

Bedingungen, die Praktiken entgegenwirken, die Frauen und benachteiligte Arbeitnehmende ausgrenzen. Kollektive, inklusive und intersektionale Modelle stehen im Mittelpunkt. Diese Unternehmen beschäftigen oft gezielt unterbeschäftigte oder wenig beachtete Personen und verbinden wirtschaftlichen Erfolg mit menschlichem und ökologischem Nutzen.

(ii) Kritik an der Profitlogik

Einige Feminist*innen betonen, dass interne Strukturen, die Wirtschaftlichkeit und Leistung

priorisieren, die Umsetzung feministischer Werte erschweren. Feministische Führung würde Geschlechternormen hinterfragen und neue Wirtschaftsformen schaffen.

2021 entwickelte die djb-Kommission für Arbeits-, Gleichstellungs- und Wirtschaftsrecht unter Prof. Dr. Heide Pfarr ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft. 2024/2025 überarbeitete die neu formierte Kommission unter Prof. Dr. Isabell Hensel diesen Entwurf und ergänzte ihn um praktische Hinweise für Unternehmen. Neben der Konzeption erschienen auch Übersichten zum Gleichstellungsgesetz und zu den Handlungshinweisen.

Die Bundesstiftung Gleichstellung hat die Studie „Operationalisierbarkeit der Konzeption ,Wege zur Diskriminierungsfreiheit von Unternehmen‘ des djb für den Bereich der Personalrekrutierung“ in Auftrag gegeben. Die Studie zeigt, wie unbewusste und verdeckte Mechanismen, die etwa Frauen im Bewerbungsprozess benachteiligen, aufgedeckt werden können. Mit konkreten Handlungsempfehlungen unterstützt die Studie Unternehmen dabei, ihre HR-Prozesse geschlechtergerecht zu gestalten. Auch KI-gestützte Auswahlverfahren werden kritisch geprüft – ihre Chancen und Schwächen klar benannt.

Neugierig, wie viel Sie schon gelernt haben?
Wissens-Check machen

Quellen

Testen Sie Ihr Wissen!

BStation 4 • Feministische Organisationskultur
Multiple-Choice-FrageWelcher Aspekt wird als Herausforderung für die Implementierung feministischer Führungskultur in Unternehmen genannt?
  • Der Fokus auf effiziente und zielorientierte Prozesse
  • Die zunehmende Anzahl weiblicher Führungskräfte
  • Die flexible Arbeitsgestaltung
WissensfrageWas sind die besonderen Rahmenbedingungen für feministische Führungskultur in der Privatwirtschaft?
Download Workbook (PDF)PDF | 235 KB