Wie kann feministische Führungskultur in der Privatwirtschaft aussehen?
Unternehmen handeln meist aus einer wirtschaftlichen Logik heraus, die Produktivität und Leistung schätzt. Das schließt feministische Führung nicht aus, erfordert aber einen anderen Ansatz. Sowohl gemeinwohl- als auch profitorientierte Firmen können das Konzept feministische Führungskultur übernehmen.
Drei Aspekte werden oft als Gründe für Werteorientierung und Feminismus in Unternehmen angeführt:
1. Diversität als Innovationstreiber
In der Profitlogik gelten Gleichstellung und diverse Teams als Innovationstreiber und profitsteigernd. Gemeinsame Werte wie Feminismus stärken die Unternehmenskultur und beeinflussen Arbeitsqualität und Produktivität positiv.
2. Reaktion auf demografischen Wandel und Fachkräftemangel
Innovative DEI-Ansätze (Diversity, Equity, Inclusion) entstanden aus der Notwendigkeit, sich an veränderte Arbeitsmarktbedingungen anzupassen. Diversity-Strategien und Führungsmodelle dienen als Mittel gegen Fachkräftemangel.
3. Einhaltung rechtlicher Vorgaben (Compliance)
Unternehmen müssen politische Maßnahmen und Gesetze umsetzen. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das Entgelttransparenzgesetz und das Betriebsverfassungsgesetz verpflichten sie, Diskriminierungen zu vermeiden und Geschlechtergleichstellung zu sichern. Ein vorgeschlagenes Gleichstellungsgesetz könnte feste Rahmenbedingungen für eine feministische Führungskultur schaffen.
Forschung, die sich aus feministischer Perspektive mit Unternehmertum auseinandersetzt, adressiert besonders zwei Bereiche: (i) das Empowerment von Frauen, besonders in männlich dominierten Kulturen, und (ii) die Kritik an der Profitlogik.
(i) Empowerment von Frauen
Feministische Social Start-Ups propagieren alternative Arbeitsweisen. Sie schaffen …
Bedingungen, die Praktiken entgegenwirken, die Frauen und benachteiligte Arbeitnehmende ausgrenzen. Kollektive, inklusive und intersektionale Modelle stehen im Mittelpunkt. Diese Unternehmen beschäftigen oft gezielt unterbeschäftigte oder wenig beachtete Personen und verbinden wirtschaftlichen Erfolg mit menschlichem und ökologischem Nutzen.
(ii) Kritik an der Profitlogik
Einige Feminist*innen betonen, dass interne Strukturen, die Wirtschaftlichkeit und Leistung …
priorisieren, die Umsetzung feministischer Werte erschweren. Feministische Führung würde Geschlechternormen hinterfragen und neue Wirtschaftsformen schaffen.
2021 entwickelte die djb-Kommission für Arbeits-, Gleichstellungs- und Wirtschaftsrecht unter Prof. Dr. Heide Pfarr ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft. 2024/2025 überarbeitete die neu formierte Kommission unter Prof. Dr. Isabell Hensel diesen Entwurf und ergänzte ihn um praktische Hinweise für Unternehmen. Neben der Konzeption erschienen auch Übersichten zum Gleichstellungsgesetz und zu den Handlungshinweisen.
Die Bundesstiftung Gleichstellung hat die Studie „Operationalisierbarkeit der Konzeption ,Wege zur Diskriminierungsfreiheit von Unternehmen‘ des djb für den Bereich der Personalrekrutierung“ in Auftrag gegeben. Die Studie zeigt, wie unbewusste und verdeckte Mechanismen, die etwa Frauen im Bewerbungsprozess benachteiligen, aufgedeckt werden können. Mit konkreten Handlungsempfehlungen unterstützt die Studie Unternehmen dabei, ihre HR-Prozesse geschlechtergerecht zu gestalten. Auch KI-gestützte Auswahlverfahren werden kritisch geprüft – ihre Chancen und Schwächen klar benannt.
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Wissens-Check machenQuellen
AllBright Stiftung (o. D.): Bingo. Mit Fakten gegen Floskeln, https://www.allbright-stiftung.de/bingo (Abruf: 24.01.2025).
djb (2025): Themenpapier 25-01: Wege zur Diskriminierungsfreiheit in Unternehmen: Konzeption für ein Gleichstellungsgesetz in der Privatwirtschaft und Handlungshinweise für Unternehmen. Themenpapier vom 08.01.2025, https://www.djb.de/presse/stellungnahmen/detail/st25-01 (Abruf: 24.01.2025).
Feierabend, Lisa (2023): Moderne Führungsstile und deren Übereinstimmung mit den Anforderungen der Generation Z unter Berücksichtigung von New-Work-Aspekten, https://forschung.fom.de/fileadmin/fom/forschung/arbeitspapiere/Arbeitspapiere-der-FOM/FOM-Forschung-Arbeitspapiere-85-Feierabend-Fuehrung-der-Generation-Z-2023.pdf (Abruf: 04.04.2025).
Hewlett, Sylvia Ann/Marshall, Melinda/Sherbin, Laura (2013): How Diversity Can Drive Innovation. Website der Harvard Business Review, https://hbr.org/2013/12/how-diversity-can-drive-innovation (Abruf: 05.09.2023).
Integrierte Unternehmensführung – Kulturen internationaler Unternehmen (2019): Integrierte Unternehmensführung – Kulturen internationaler Unternehmen. Leibniz-FH, https://leibniz-fh.de/content/uploads/2019/09/Integrierte_Unternehmensf%C3%BChrung_Kulturen_internationaler_Unternehmen_8.pdf (Abruf: 24.01.2025).
Lagrasta, Francesco Paolo/Scozzi, Barbara/Pontrandolfo, Pierpaolo (2024): Feminisms and Entrepreneurship: A Systematic Literature Review. Journal of Small Business & Entrepreneurship (Online First), https://doi.org/10.1007/s11365-024-00977-3 (Abruf: 24.01.2025).
Ryland, Naomi/Jaspers, Lisa (2020): Starting a Revolution – Was wir von Unternehmerinnen über die Zukunft der Arbeitswelt lernen können. Murmann Publishers, https://www.starting-a-revolution.com/ (Abruf: 24.01.2025).
ThePhilanthropist.ca (2024): Feminist Entrepreneurship is much more than Women in Business, https://thephilanthropist.ca/2024/07/feminist-entrepreneurship-is-much-more-than-women-in-business/ (Abruf: 24.01.2025).
Tobsch, Verena/Schmidt, Tanja (2023): Operationalisierbarkeit der Konzeption „Wege zur Diskriminierungsfreiheit von Unternehmen“ des djb für den Bereich der Personalrekrutierung (Hg. Bundesstiftung Gleichstellung), /static/8c43d940e01c9c060f02ee0706b635df/Kurzstudie_Rekrutierung.pdf (Abruf: 24.01.2025).