Wie steht feministische Führungskultur zu Geschlechtergerechtigkeit und Gender Mainstreaming?
Geschlechtergerechtigkeit umfasst verschiedene geschlechterpolitische Positionen. Sie basiert auf einem Gerechtigkeitsverständnis, das Freiheit und Gleichheit als zentrale Forderungen vereint. Demnach bedeutet Geschlechtergerechtigkeit die Freiheit, unterschiedliche Seins- und Lebensweisen zu wählen, ohne geschlechtsspezifische Vorgaben. Sie beruht gleichzeitig auf einer gleichmäßigen Verteilung von Ressourcen, Einflussmöglichkeiten und Wertschätzung. Die Sozialwissenschaftlerin Irene Pimminger unterscheidet dabei drei Ebenen: die strukturelle, die symbolische und die subjektbezogene Ebene.
Geschlechtergerechtigkeit als Schlüsselelement feministischer Führungskultur
Geschlechtergerechtigkeit ist ein zentrales Anliegen feministischer Führungsansätze. Geschlechtergerechtigkeit ist laut der feministischen Zivilgesellschaft ein Schlüsselelement des intersektionalen feministischen Ansatzes. Feministische Führungskultur verfolgt das Ziel, die Prinzipien Intersektionalität, Feminismus und Geschlechtergerechtigkeit in allen Aspekten von Führung und Organisation zu verwirklichen. Sie versteht sich als andauernder Veränderungsprozess, der unter den Bedingungen einer lernenden Organisation prozesshaft realisiert wird. Feministische Führungskultur strebt an, Machtstrukturen dauerhaft und nachhaltig abzubauen, die Interessen aller Mitarbeitenden gleichberechtigt zu berücksichtigen und Macht neu zu definieren und zu verteilen. Dadurch soll ein Beitrag zu geschlechtergerechtem gesellschaftlichem Wandel geleistet werden. Die Zielvorstellung feministischer Führungskultur ist eine gleichberechtigtere, diskriminierungsärmere und solidarische Gesellschaft.
Verknüpfung von feministischer Führungskultur und Gender Mainstreaming
Geschlechtergerechtigkeit ist auch das übergeordnete Ziel von Gleichstellungsmaßnahmen und von Gender Mainstreaming. Einer Strategie, die darauf abzielt, eine Geschlechterperspektive in allen Politikfeldern und öffentlichen Handlungsbereichen durchgängig zu verankern. Ziel ist es, langfristig eine gleichstellungsorientierte Transformation von Institutionen zu erreichen. Gender Mainstreaming legt dabei einen besonderen Fokus auf strukturelle und organisatorische Abläufe, indem es diese nachhaltig an geschlechterpolitischen Zielen ausrichtet. Organisationen werden so in die Lage versetzt, Geschlechtergerechtigkeit systematisch in ihre Prozesse und Strukturen zu integrieren.
Feministische Führungskultur und Gender Mainstreaming können sich in ihrem Ziel, Geschlechtergerechtigkeit auf struktureller Ebene zu verankern, gut ergänzen. Während feministische Führungskultur einen starken Fokus auf die Führungspraxis legt und sich zur Einbeziehung feministischer Werte in das Führungsverhalten verschiedener Instrumente bedienen kann, bietet Gender Mainstreaming eine strategische Vorgehensweise zur Verankerung von Geschlechtergerechtigkeit in Organisationen.
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Wissens-Check machenQuellen
Pimminger, Irene (2014): Konzeptionelle Grundlagen der Umsetzung von Gender Mainstreaming im ESF. In: Agentur für Gleichstellung im ESF (Hg.): Gender Mainstreaming im Europäischen Sozialfonds. Ziele, Methoden, Perspektiven. Berlin, S. 46–61.