Parität bleibt auch nach der Bundestagswahl 2025 Zukunftsmusik. Im neuen Parlament ist der Frauenanteil von rund 35 auf 32,4 Prozent gesunken – und damit auf den niedrigsten Anteil seit dem Allzeithoch 2013 (37,1 Prozent). Dem 21. Deutschen Bundestag gehören von 630 Abgeordneten nun lediglich 204 Frauen an. Damit ist Deutschland im weltweiten Ranking nationaler Parlamente von Platz 45 auf 58 gerutscht und deutlich unter den EU-Durchschnitt gesunken. Das neue Bundeskabinett ist mit einem Verhältnis von acht Frauen zu zehn Männern ebenfalls weiterhin nicht paritätisch besetzt.
Das gilt nicht allein für die Bundespolitik. Ob im Deutschen Bundestag, in den Landesparlamenten oder in kommunalen Vertretungen: Der Frauenanteil liegt in Deutschland im Schnitt bei lediglich einem Drittel. Dass Frauen in gleichem Maße wie Männer an demokratischen Entscheidungsprozessen beteiligt sind, ist wichtig, damit ihre Perspektiven einfließen können. Viele Verbesserungen in der Lebenssituation von Frauen konnten erst erreicht werden, weil sich die wenigen weiblichen Abgeordneten im Deutschen Bundestag zusammenschlossen und für ihre Rechte eintraten. Beispiele dafür sind Reformen im Sexualstrafrecht, bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, bei der Selbstbestimmung in Sachen Finanzen und der Beteiligung auf dem Arbeitsmarkt.
Lisi Maier, Direktorin der Bundesstiftung Gleichstellung: „Eine gleichberechtigte politische Beteiligung von Frauen ist kein bloßes Nice-to-Have, sondern ein fundamentales demokratisches Gut. Es ist essenziell, dass alle Menschen einen Zugang zu politischen Ämtern haben, der frei von Diskriminierung ist, damit sie die Zukunft ihres Landes aktiv mitgestalten können. Besonders in Zeiten, in denen antifeministische und autoritäre Kräfte an Stärke gewinnen, ist es von großer Bedeutung, die Gleichstellungspolitik aktiv zu fördern.“
Dr. Arn Sauer, Direktor der Bundesstiftung Gleichstellung: „Nach einer Phase des vorsichtigen Aufwärtstrends erleben wir leider deutliche Rückschritte. Die Ursachen dafür sind vielfältig. So liegen sie in hartnäckigen, tradierten Rollenerwartungen an Frauen und Männer gleichermaßen wie an strukturellen Barrieren. Beispielsweise erschweren männlich geprägte Partei- und Parlamentskulturen Frauen nach wie vor den Zugang zu politischen Ämtern. Doch gibt es wirksame Maßnahmen, um die Beteiligung von Frauen in der Politik zu erhöhen, und es ist daher wichtiger denn je, diese konsequent umzusetzen.“
Weitere Informationen zum Thema „Parität in den Parlamenten“ finden Sie im Fachtext „Repräsentanz und Teilhabe von Frauen in der Politik“ von Sheyda Weinrich.